Immer eine Überraschung

  

Taglilienzüchter werden so alt, weil sie immer die Blüten der nächsten Saison sehen möchten – dieser Überzeugung eines amerikanischen Züchters schließe ich mich gerne an. Und ich freue mich auf viele spannende Taglilienjahre.

 

 

Vorfreude ist die schönste Freude

  

Seit 2011 züchte ich Taglilien aus Samen. Für mich ist das ein perfektes Hobby. Anfangs war ich etwas zaghaft, aber inzwischen habe ich Erfahrungen gesammelt und erziele bessere Ergebnisse. Als Grundlage dienen gekaufte Samen, gekaufte Pflanzen oder Sämlinge. Die Taglilien werden im Sommer bestäubt und liefern im Herbst neue Samen. Durch gezielte Kreuzungen versuche ich, schöne neue Sorten zu züchten. Man weiß jedoch nie genau, was eine Kreuzung bewirkt – es ist immer eine Überraschung.

 

 

Erster Erfolg

  

Aus der tetraploiden Kreuzung Dan Mahony x Carnival Mask entstand mein erster ansehnlicher Sämling, den ich, wegen seiner Farbe und starken Erscheinung, Brombär taufte. Die Höhe beträgt 115 cm und der Blütendurchmesser 15 cm.

 

Brombär 2013 (nicht registriert)

 

Im Winter ziehe ich aus den Samen neue Pflanzen. Ich mache das im Haus, so habe ich meine "Schützlinge" im Blick. Nach den Eisheiligen Mitte Mai pflanze ich die Keimlinge aus in ein Beet vor unserem Haus. Nach ein bis drei Jahren blühen dann die neuen Taglilien. Vorfreude ist auch in diesem Fall eine schöne Freude.

 

 

Samen von Taglilien sind nicht sortenrein. Sie bestehen immer aus Erbgut von der Mutterpflanze (pod parent) und Vaterpflanze (pollen parent). Aus allen Sämlingen können also möglicherweise neue Sorten entstehen. Wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind, wird eine Sorte als neu anerkannt. Neue Sorten kann man bei der AHS (American Hemerocallis Society) registrieren lassen. Die AHS ist eine gemeinnützige Organisation und verfolgt das Ziel, Taglilien auf amerikanischer und internationaler Ebene zu fördern und zu verbreiten. In Deutschland widmet sich die Gesellschaft der Staudenfreunde in der Fachgruppe "Hemerocallis" den Taglilien. Ich selbst bin Mitglied der AHS.

 

 

Am liebsten in sanften Pastellfarben

  

Taglilien begeistern mit einer unglaublichen Sortenvielfalt. Weiß, Gelb, Orange, Rot und Violett – die Farbenpracht ist wunderbar groß. Die Blüten variieren von klein und einfach bis groß und extravagant. Es gibt spinnenförmige, sternförmige sowie runde Blüten und solche mit gezahnten Blütenblatträndern. Bei manchen Sorten sind die Blüten gefüllt, sie haben mehr als 6 Blütenblätter. Taglilienblüten variieren auch im Öffnungsgrad. So kann die Blüte von trompetenförmig über flach-offen bis zurückgeschlagen sein.

 

Ein beliebtes Ziel bei Züchtern sind aktuell hohe Pflanzen und große Blüten. In meinem begrenzten Stadtgarten bevorzuge ich dagegen kompakte, mittlere bis kleine Taglilien. Größere Sorten dienen bei mir eher als Hintergrundpflanzen. Weiße, purpurfarbene und dunkelrote  auch braune  Blüten gefallen mir sehr. Am liebsten aber mag ich Blüten in Pastelltönen wie Rosa, lichtes Gelb, Creme-Weiß und Apricot.

 

Kein Wunder also, dass ich Taglilien mit pastellfarbenen Blüten züchte. Die Blüten sind rund, flach-offen bis zurückgeschlagen. Außerdem züchte ich Taglilien, die runde, flach-offene Blüten mit Augenmuster haben, sowie die sogenannten Spider und Ufos. Spider sind Taglilien, deren obere drei Blütenblätter mindestens viermal so lang sind wie breit. Als Ufo (Unusual Form) bezeichnet man eine Taglilie mit ungewöhnlich geformten Blüten. Ich hoffe, dass in meinem Sämlingsbeet noch viele Schönheiten das Licht der Welt erblicken.